Fiber Fact Friday Nr. 10: Muss Sockenwolle immer Kunstfaser enthalten?

Strickst du auch so gerne Socken? Und fragst du dich manchmal auch, ob es wirklich notwendig ist, dass in Sockenwolle Kunstfaser enthalten ist? Gerade in der aktuellen Zeit wird uns immer mehr bewusst, dass wir doch ein wenig mehr Rücksicht auf die Umwelt nehmen sollten. Und ich bin der festen Überzeugung, dass auch der kleinste Beitrag schon einen Unterschied ausmachen kann. Wenn nur genügend Leute eine Kleinigkeit verändern und nur ein klein wenig bewusster leben, dann macht das in der Summe doch schon einiges aus!

Und deshalb sollten wir auch bei unserer Kleidung und unserer geliebten Wolle genauer hinschauen. Denn leider ist nicht nur die Herstellung der Kunstfaser oft ein Problem für die Umwelt. Durch das Waschen entsteht auch jedes Mal Microplastik, welches wir so unter anderem auch in unserem Trinkwasser verteilen. Aber was ist denn nun eigentlich Kunstfaser genau?

Was versteht man unter Kunstfaser?

Bei den Kunstfasern kann man im wesentlichen zwei große Unterscheidungen treffen. Es gibt sogenannte synthetische und natürliche Kunstfasern. Beiden gemein ist, dass sie durch einen chemischen Verarbeitungsprozess gewonnen werden.

Die synthetischen Kunstfasern haben hier als Ausgangsstoff Erdöl, Erdgas oder Kohle. Die natürlichen Kunstfasern, die auch Regeneratfasern genannt werden, werden dagegen aus pflanzlichen Stoffen gewonnen. Beispiele für letztere sind Viskose, Lyocell (auch besser unter dem Namen Tencel bekannt) und Modal. Da der ökologische Fußabdruck der natürlichen Kunstfasern aber nicht ganz so schlimm ist, wie der der synthetischen Kunstfasern, konzentrieren wir uns nun erst einmal auf die richtigen Umweltsündern unter den Fasern.

Die synthetischen Kunstfasern haben eine schlechtere Wärme- und Feuchtigkeitsleitfähigkeit. Beim Tragen solcher Textilien staut sich also Wärme unter der Kleidung. Das führt dazu, dass man sehr viel schneller schwitzt und die Kleidung vermehrt unangenehme Gerüche annimmt. Aber warum verwenden wir sie dann trotzdem? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir erst einmal schauen, welche verschiedenen Arten von synthetischen Kunstfasern es gibt.

Welche Arten von synthetischen Kunstfasern gibt es?

Im wesentlichen unterscheidet man hier 4 Kunstfaserarten: Polyamid, Polyacryl, Polyester und Elasthan sind die gebräuchlichsten synthetischen Fasern. Jede davon hat andere besondere Eigenschaften, die sich auch durchaus positiv auf die Garne bzw. Textilien auswirken können.

Polyamid

Polyamid kennt man auch unter dem Namen Nylon. Es erhöht die Reißfestigkeit und Strapazierfähigkeit von Garnen. Es ist außerdem sehr elastisch und neigt nicht zum knittern. Daher findet man diese Faserart auch sehr häufig in der gängigen Sockenwolle.

Polyamid findet übrigens auch Anwendung in der sogenannten Superwash-Veredelung, durch die Wolle filzfrei und damit pflegeleichter gemacht wird. Wenn du mehr darüber wissen willst, dann les dir hier gerne meinen Blogartikel darüber durch.

Polyacryl

Polyacryl finden wir ganz häufig in der Kleidungsindustrie. Es ist der Wolle sehr ähnlich, jedoch um einiges leichter. Diese Faser ist sehr weich und dabei unempflindlich und pflegeleicht. Polyacryl nimmt kaum Wasser auf, was dafür sorgt, dass es schneller trocknet. Es ist außerdem gut wärmend, allerdings nicht wärmeausgleichend. Das heißt, man schwitzt sehr viel schneller unter dieser Kleidung.

Polyester

Polyester hater ähnlich wie Polyamid eine hohe Reißfestigkeit und Strapazierfähigkeit. Sie nimmt nur wenig Feuchtigkeit auf und wird daher gerne für Sport-Funktionswäsche benutzt. Sie zeichnet sich durch eine hohe Formstabilität aus. Das kann aber auch dazu führen, dass sie sich schonmal unangenehm oder gar kratzig auf der Haut anfühlen kann. Polyester kennt man auch als glitzerndes Beilaufgarn in Effektgarnen.

Elasthan

Elasthan ist eine hoch dehnbare Faser. Das sagt ja auch schon der Name. Sie hat vergleichbare Eigenschaften wie Gummi und wird daher nur als Beimischung verwendet.

Gibt es Alternativen?

Jetzt kennen wir also die Vor- und auch die Nachteile der Kunstfasern. Und gerade deshalb fragen wir uns schon einmal: Gibt es dafür eigentlich nicht auch Alternativen, die umweltfreundlicher sind? Und natürlich gibt es die. Denn schließlich hat man schon Socken gestrickt und getragen, da gab es noch gar keine Kunstfasern. Und damals hat das ja auch funktioniert!

Eine mögliche Alternative ist zum Beispiel, einfach pure Wolle zu verstricken. Du fragst dich jetzt sicher, wie das halten soll? Nunja. Es kommt hierbei schon darauf an, die richtige Wolle zu verwenden. Denn Schaf ist nicht gleich Schaf. Unsere allseits beliebte superweiche Merino extrafine ist hier wohl eher die falsche Wahl. Klar mögen wir es gerne weich. Aber weich heißt eben meistens auch empfindlich. Für Socken eignen sich vor allem Fasern von den sog. Down-Schafrassen wie zum Beispiel Southdown. Diese Fasern sind besonders robust und langlebig.

Aber natürlich gibt es auch Beimischungen, die die Langlebigkeit von Sockenwolle erhöhen können, fernab der synthetischen Kunstfaser. Hier kommen zum Beispiel wieder die Regeneratfasern ins Spiel. Die Lyocellfaser Tencel ist hier zum Beispiel eine beliebte Alternative. Aber es geht noch natürlicher. Auch Ramie, Leinen, Seide und Mohair geben der Wolle Festigkeit.

Neben den richtigen Materialien kommt es aber auch immer darauf an, wie die Socken gestrickt sind. Zwei Dinge sollte man beachten, wenn man lange Freude mit seinen Socken haben möchte:

  1. Das Maschenbild sollte möglichst fest sein. Je fester, desto stabiler ist das Gestrick. Denn so haben die einzelnen Fasern möglichst wenig Spiel, um aneinander zu reiben. Daher ist hier fest stricken angesagt. Die Nadelstärke darf man ruhig möglichst klein wählen. Um die 2mm oder sogar noch kleiner ist hier optimal!
  2. Du solltest darauf achten, dass die Socke die richtige Passform hat. Sie sollte auf keinen Fall zu weit sein oder gar am Fuß schlackern! Je enganliegender, desto länger hast du Freude an deinen Socken. Und nebenbei bemerkt: So sitzen sie auch angenehmer am Fuß und drücken auch nicht in den Schuhen!

Hand aufs Herz: Hast du schon einmal mit plastikfreier Sockenwolle gestrickt? Erzähl doch mal in den Kommentaren davon!

Liebe Grüße

Deine Steffi

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Quellen:
https://www.maschenfein.de/woll-wissen-was-macht-denn-da-die-kunstfaser-drin/
https://meingehaekeltesherz.de/materialkunde-kunstfasern
https://wollkisterl.de/Handstrickgarne/Nach-Qualitaet-sortiert/Kunstfaser
https://lisibloggt.com/2015/02/23/stricken-mit-kunstfaser/
https://www.strickwerkstatt.at/2019/05/11/socken-stricken-ohne-kunstfaser/
https://feierabendfrickeleien.com/plastikfreie-socken-stricken-garnalternativen-und-stricktipps/

6 Gedanken zu „Fiber Fact Friday Nr. 10: Muss Sockenwolle immer Kunstfaser enthalten?

  1. YEAH – genau mein Thema!! Ich stricke aktuell zum ersten Mal mit einem Wolle-Seide-Ramie (Pflanzemfaser)-Gemisch und LIIIIIIEBE die Wolle!! Wolle-Tencel wartet noch..

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    1. Ui wie spannend. Ich teste mich da selbst gerade durch und hab auch plastikfreie Wolle in meinem Shoo mit aufgenommen. Da kommen noch so einige sehr spannende Garne in nächster Zeit. 😃💕 Viel Spaß beim Weitertesten!

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      1. Dankeschön!! Und jaaaa, ich habe mich bereits im deinem Shop umgeschaut – tolle Farben und Specials etc.. Leider habe ich aktuell etwas Ausgabesperre… 😉

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      2. Ohweia. Das klingt ja fies. 😅😅 Aber ich kann dich beruhigen. Die ColourBalance ist und bleibt fester Bestandteil in meinem Shop. Und die ColourRamie wird sehr wahrscheinlich auch bald einen festen Platz bei mir bekommen. 😊😊

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