Fiber Fact Friday Nr. 21: Vonwegen Haarspalterei?! Alles über die Feinheit von Wolle

Der kratzige Wollpulli von Oma – von dem hört man immer wieder. So manch eine*r ist davon offenbar nachhaltig traumatisiert worden und hat erst spät zum Handmade-Sweater zurückgefunden. Woran das Gekratze liegen könnte? Darum geht es heut. Wir reden in diesem Fiber Fact Friday über was ganz Feines, also genauer gesagt: über die Feinheit von Wolle.

Alles eine Frage der Faser

Ums gleich vorweg zu sagen: Objektive, messbare Daten sind das eine, Empfindungen das andere, wenn es um das Thema Wollstruktur geht. Wer sehr sensibel reagiert oder gar Allergien entwickelt, den wird auch das feinste Garn der Welt nicht umschmeicheln können.

Zum Glück sind nur die wenigsten so schwere Fälle und deshalb ist die Jagd nach dem kuschligsten, weichsten, zartesten, ja kurz nach dem perfekt anschmiegsamen Garn ein Dauerbrenner in der Stricker*innenszene.

Maßeinheit Mikron – was ist das eigentlich?

Um angeben zu können, wie fein und weich ein Garn ist, gibt es die Maßeinheit Mikron. Das steht für Mikrometer. (Daher schreiben wir Mikron auch mit k, genau wie Mikro – allerdings findet sich auch in vielen deutschen Texten die Schreibung mit c, also Micron, angelehnt an das englische „micro“.) Würde man das Ganze in Zahlen ausschreiben, käme die 1 erst an sechster Stelle nach dem Komma: 0,000001 Meter, also ein tausendstel Millimeter. Das kann nicht sehr breit sein; das fällt einem allein beim Anblick der ganzen Nullen auf. Gemessen wird damit der Durchmesser eines Querschnitts der Faser. Zum Vergleich: Würde man menschliche Haare in Mikron messen, läge ihr Wert bei um die 50.

Je mehr Mikron eine Wolle also auf ihrer Banderole stehen hat, desto dicker ist die Faser. Sehr feine Wolle beginnt bei um die 16 Mikron und heißt dann „extrafein“. Das obere Ende dieser Skala liegt bei knapp unter 30. Alles darüber ist für Kleidung definitiv nicht geeignet, aber so ab etwa 22 Mikron fängt es bei vielen auch schon an zu kratzen. 

Wo finde ich die Mikron-Angabe?

Apropos Banderole: tatsächlich geben nur die wenigsten Hersteller den Micron-Wert ihrer Wolle auf dem Knäuel an. Üblicher ist es mit bestimmten Beschreibungen zu arbeiten. Bei Alpaka-Garnen finden sich zum Beispiel superfine, baby (sehr fein) und royal (extrem fein). Merinowolle rangiert zwischen ultrafine, superfine und fine.

Doch auch wenn eine solche Angabe fehlt, kann man sich über die Zusammensetzungen bei Mischgarnen einiges erschließen: Je mehr Anteile an Kaschmirziege, Yak oder etwa Kamelhaar enthalten ist, desto geringer ist der Mikronwert. Auch Alpakas und Merinoschafe sind für ihre feine Wolle bekannt und beliebt. 

Vikunja im Hochland von Peru

Den Spitzenplatz unter den Feinwoll-Lieferanten belegt übrigens ein Tier, das man hierzulande noch nicht wirklich kennt: die Vikunjas. Dabei handelt es sich um Verwandte der Alpakas. Sie gehören also auch zu den Neuweltkamelen. Die Tiere leben in den Hochebenen Südamerikas, wo es nachts empfindlich kalt wird. Um es dort aushalten zu können, haben sie mit ihrem Fell eine perfekte Isolierschicht entwickelt. Der Mikronwert liegt vereinzelt bei 10, im Schnitt bei nur 13 Mikron und damit sogar noch unter Kaschmir (14 Mikron) oder Yak (19 Mikron). Da die Tiere pro Schur nur etwa 200 Gramm Wolle abwerfen, ist auch klar, dass ein Kleidungsstück aus dieser Wolle ein echter Luxusartikel mit entsprechendem Preis ist. Ein Schal für 1500 Euro etwa ist da durchaus möglich.

Feiner wird es beim Thema Fell und Haare nicht mehr. Noch dünnere Fasern hat nur noch Seide. Bei der Seide des Maulbeerspinners, die aus Raupenkokons gewonnen wird, liegt der Wert bei 3 Mikron. Gerade diese Art der Seidengewinnung ist aber nicht unproblematisch mit Blick auf den Tierschutz. Darüber haben wir an dieser Stelle schon mal gesprochen und das könnt ihr hier nochmal nachlesen:

Zartes Wollträumchen gefällig? Wir haben da was für euch

Aber keine Sorge! Ihr müsst kein Vermögen loswerden oder Tierwohl ignorieren, um euch ein weiches Tuch oder den nächsten Lieblings-Kuschelpulli zu stricken. Bei ScreamingColours stehen nicht nur bunte Farben, sondern auch weiche Texturen hoch im Kurs. Oder, Steffi?

Ohja liebe Judith. Da hast du absolut Recht. Das wohl weichste Garn bei ScreamingColours ist die ColourYak. Ein absoluter Flauschtraum! Sie besteht aus 70% Schurwolle und 30% Yak. Die Schurwolle ist natürlich extrafeine Merino mit nur 19 Mikron. Der Yakanteil hat sogar nur 16 Mikron. Einkuscheln garantiert! Und pssst! So ganz eventuell entsteht gerade eine Anleitung für einen Kuschel-Cowl im Hintergrund. Dieser wird Anfang oder Mitte März veröffentlicht. 😉

Wir hoffen, wir konnten euch ein bisschen aus dem grauen Februar-Feeling reißen und ihr seid inspiriert für euer nächstes, ganz und gar nicht kratziges Strickprojekt. Ich versuch es ja mal wieder mit einem Mohair-Pullover und frage mich, ob ich das am Ende bereue. Wir werden sehen. 

Wollige Grüße,

Eure Judith

PS: Und hier schalte ich (Steffi) mich nochmal ein: Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat und du von Judith richtig viel lernen konntest, dann würden wir uns sehr freuen, wenn du die Arbeit an diesem Blog ein wenig unterstützen magst. Eine kleine Spende in unsere Kaffeekasse kannst du ganz einfach hier hinterlegen. Oder teile den Blogbeitrag ganz einfach und kostenlos auf Social Media mit deinen Freunden. Wir bedanken uns schon jetzt recht herzlich! :-*

Quellen:

Bilder:

2 Gedanken zu „Fiber Fact Friday Nr. 21: Vonwegen Haarspalterei?! Alles über die Feinheit von Wolle

Hinterlasse einen Kommentar