Fiber Fact Friday Nr. 17 : Yak me, if you can

Was ist ein Oxymoron? Hoch die Hände: wer hat in der Schule aufgepasst? Das ist euch jetzt zu stressig, es ist schließlich Freitag – um genauer zu sein ein neuer „Fiber Fact Friday“? Da habt ihr natürlich auch wieder recht. Ich spring mal kurz als Telefonjoker ein: Ein Oxymoron ist eine rhetorische Figur, bei der zwei sich eigentlich widersprechende Begriffe zusammengesetzt werden. Also sowas wie „scharfsinniger Unsinn“ oder „weißer Schimmel“ (– das Pferd, nicht der Käse). Und genau daran musste ich denken, als ich zu unserem heutigen Protagonisten recherchiert habe: Ziemlich aggressiv, bis zu 700 Kilo schwer, aber unglaublich weiche und zarte Wolle. Die Rede ist vom Yak.

Wildyaks und Hausyaks – Rinder aus Zentralasien

Yaks gibt es mit braunem, schwarzen und weißem Fell oder gelegentlichen Mischfärbungen.

Die Rinderrasse stammt ursprünglich aus Tibet, wo es schon vor 100.000 Jahren die ersten Yaks gab, wie Fossilienfunde belegen. Bis heute lebt der größte Teil der weltweiten Population in dieser Region sowie in der Mongolei und Nordindien. Von der Urform, den Wildyaks, gibt es leider nur noch wenige Exemplare, die mit Artenschutzprogrammen vor dem Aussterben gerettet werden sollen. Deutlich verbreiteter ist die domestizierte Form, der Hausyak. Diese wird aber bei weitem nicht nur aufgrund seiner Eigenschaft als Woll-, sondern vor allem auch als Fleisch- und Milchlieferant geschätzt. In den Bergregionen Tibets oder Kirgistans ist die Haltung von Yaks für viele Familien oft die einzige Chance, die eigene Lebensgrundlage zu sichern. 

Zwischen 400 und 600 Kilo bringen Yakbullen auf die Waage, aber auch die deutlich kleineren Yakkühe sind mit 350 Kilo immer noch ziemliche Kaliber. Das ist besonders erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sich Yaks hauptsächlich von Gräsern, Kräutern und Flechten ernähren, die sie in der meist kargen Vegetation abweiden. Im Winter verlieren die Tiere dementsprechend auch gut und gerne mal 20 Kilo, halten dafür aber auch problemlos mehrere Tage ohne Futter oder Wasser aus. Sie gelten als sehr soziale Tiere, die sich gegenseitig durch einen starken Herdenzusammenhalt beschützen und daher vor Angriffen von Wildtieren relativ sicher sind.

Vorhang auf im Friseursalon – Der Yak und seine Wolle

Als ich es gelesen habe, konnte ich es kaum glauben: Yaks werden gekämmt. Angesichts der Tatsache, dass sie ungern von ihrem Herdenverband getrennt werden und auch Menschen, die sie gut kennen, durchaus mit Angst und Aggression begegnen, ist das bestimmt keine leichte Aufgabe. Nötig ist das Auskämmen des Fells, um an die wertvollen Unterhaare zu kommen, die der Yak mit Beginn des Frühjahrs auf natürliche Weise verliert. Kurz vor dem Sommer werden die Yaks dann auch noch in einem mehrstufigen Prozess geschoren. Die langen Deckhaare, die teils wie ein Vorhang von den Tieren herunterhängen, sind in ihrer Struktur eher grob und nicht gut zu verspinnen, weswegen sie hauptsächlich für Taue, Zelte oder Baumaterialien verwendet werden. Das Unterhaar hingegen lässt sich bestens verarbeiten und ist mit 16-18 Mikron ein federleichtes Wölkchen, das als „Feinwolle“ bezeichnet wird.

Da hat die Kälte keine Chance – Yaks sind nicht nur herzerwärmend

Von dem wuschelig-niedlichen Aussehen sollte man sich nicht täuschen lassen – Yaks sind alles andere als Kuscheltiere.

Wolle wärmt. Klar. Das wissen nicht nur Fiber Fact Friday Leser*innen. (Hier erfahrt ihr nochmal alles über die tollen Eigenschaften von Schurwolle.) Aber beim Yak meinen wir es mit der Wärmefunktion echt ernst: Mit Yakwolle lassen sich auch Temperaturen unter Null gut aushalten, da die Körperwärme optimal gespeichert wird. Und auch wenn wir nicht auf den Hängen des Himalaya unterwegs sind – schön warm haben wir es doch trotzdem gern beim Winterspaziergang und Wochenmarktbesuch, oder? Mit Kleidung aus Yak bedeutet das aber nicht, dass man von einem pullovergewordenen Wollberg erdrückt wird. Obwohl die Faser so gut wärmt, ist sie herrlich leicht, feuchtigkeitsregulierend und zudem sehr hautfreundlich. Viele Allergiker*innen kommen mit Yak besser zurecht als mit anderen tierischen Materialien. Als Füllmasse für Kissen und Bettdecken ist Yakhaar übrigens eine kuschelige Alternative zu Daunen. 

Edelzwirn mit „edler“ Herkunft?!

Jetzt haben wir euch die Zähne lang gemacht, und nu? Da haben wir gute Nachrichten: Bald zieht mit ColourYak aus dem Hause Atelier Zitron die erste Wolle mit Yakanteil in den Shop ein. Steffi hatte das in ihren letzten ScreamingNews ja schon angekündigt, wie eingefleischte Fans wissen. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus 70% Merino extrafine und 30% Yak.

Wie ihr wisst, interessieren wir uns hier bei ScreamingColours aber nicht nur für Strick- und Trageeigenschaften, sondern auch für die Produktionsbedingungen. Verwendet wird für ColourYak ausschließlich Feinhaar, das in der Inneren Mongolei durch Auskämmen gewonnen wird. Pro Tier nicht mehr als 350 Gramm, um die Güteklasse auch gewährleisten zu können. Die Rinder – auch wenn es sich natürlich um die domestizierte Variante handelt – leben frei in einer Region, die von schädlichen Umwelteinflüssen glücklicherweise noch recht unbelastet ist. Böden, Futter und Wasser sind hier optimal für die Yakherden, die auf die Temperaturbedingungen vor Ort von Natur aus bestens angepasst sind. 

Der Winter steht vor der Tür und das Yakgarn springt bald in Steffis Färbetöpfe. Ich würde sagen, das sind doch mal wunderbare Aussichten für die nächsten Wochen.

Habt es kuschlig und genießt eure Strickmomente,

Eure Judith

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